SV Buchonia Flieden vs. Borussia Fulda 1:3
SV Buchonia Flieden

SV Buchonia Flieden
vs.
Borussia Fulda 1:3

Borussia Fulda




Die Oberligen
Hessischer Fußballverband



Letztes Spiel: Borussia Dortmund vs. Hertha BSC 07.12.2003, Sportplatz am Weiher, Oberliga Hessen
Nächstes Spiel:  Besiktas Istanbul  vs. Chelsea FC

Ticket
3400 Zuschauer

Das “Königreich” Flieden ist eine 10000-Seelen-Gemeinde, die unmittelbar vor dem Beginn der A66 von Fulda Richtung Kassel zu finden ist. Das macht eine Entfernung von gut 20 Kilometern zu der osthessischen Metropole aus, Sportplatz am Weiher - Längsseite die die Bezeichnung der heutigen Parie als Derby hochberechtigt erscheinen läßt. Die Bezeichnung Königreich soll übrigens auf die vielen Tagelöhner aus Flieden zurückgehen, die im letzten Jahrhundert in Frankfurt ihren Lebensunterhalt verdienten und beim Lösen von Zugfahrkarten für den Wochenendurlaub einen Frankfurter Bahnbeamten zu dem Ausspruch “Flieden muß ja ein ganzes Königreich sein!” bewogen haben soll. Das sollte sich als folgenreicher Ausspruch erweisen, trägt doch die Gemeinde Flieden nicht nur inzwischen eine Krone im Stadtwappen, sondern es gibt in Flieden auch ein Königreichstadion, das in unmittelbarer Nähe zum Sportplatz am Weiher liegt und auch bereits vom SV Flieden als Ausweichstadion für brisante Spiele genutzt wurde. Auch für die heutige Partie war es länger als Spielort im Gespräch, aber letzendlich versprach man sich bei den Gastgebern nur von der Austragung auf dem Sportplatz am Weiher einen echten Heimvorteil. Aber auch so gehen die Fliedener als Außenseiter in die Partie, sind doch die Gäste von Borussia Fulda wild entschlossen, die Punkte aus dem Königreich zu entführen, um den Abstand zu Tabellenführer Darmstadt 98 nicht zu groß werden zu lassen - schließlich wollen die Kicker aus Fulda dem letztjährigen Absteiger noch die Hessenmeisterschaft und demit den Aufstieg in die Regionalliga abjagen. Der SV Buchonia ist mit einem gesicherten Mittelfeldplatz zufrieden und braucht sich von daher bei neun Punkten Abstand auf einen Abstiegsplatz keine akuten Sorgen zu machen - Derbypunkte schreibt man sich aber immer gerne auf die Habenbilanz, so daß auch von Seiten der Hausherren mit einem engagierten Spiel zu rechnen ist.

Beide Mannschaften kommen nicht wirklich gut in die Partie, vielleicht ist man doch angesichts des Derbys und der alles andere als alltäglichen Kulisse etwas verkrampft. Eine gute halbe Stunde lang tut sich wenig vor den beiden Toren, dann sind es die Sportplatz am Weiher - Hintertorbereich Hausherren, die der Partie ein völlig neues Moment verleihen. Ein Freistoß aus gut zwanzig Metern Distanz findet den direkten Weg ins Tor und sorgt zunächst mal dafür, daß auf der Seite des Außenseiters gejubelt werden darf. Diese Führung soll aber nur gute zehn Minuten halten, dann bricht das Chaos in der Defensive der Hausherren aus, so daß die Gäste aus kürzester Distanz ausgleichen können. Dieser Spielstand hat bis zur Pause Bestand, in der zweiten Hälfte neigt sich dann aber die Waagschale doch noch zu Gunsten der Favoriten. Ein Kopfballtreffer sorgt zunächst für die Führung der Hausherren und nach 57 Minuten kommt es zu einer wohl vorentscheidenden Szene, als ein Spieler von Flieden eine rote Karte zu sehen bekommt, die man auf Seite der Fliedener für “fragwürdig”, bei Borussia Fulda dagegen für einen “völlig berchtigten Platzverweis” hält (Zitate aus den Internet-Spielberichten der jeweiligen Seite). Zwölf Minuten vor Schluß heißt es dann zahlenmäßig schon neun gegen elf, als es eine weiteren Platzverweis für Flieden gibt - diesmal in Form einer Gelb-Roten Karte, die beide Seiten für berechtigt ansehen und fünf Minuten vor dem Anpfiff fällt das letzte Tor der Partie, die so letztendlich verdient mit 3:1 zugunsten der Borussia ausgeht.

3400 Zuschauer sind wie bereits erwähnt eine nicht gerade alltägliche Kulisse und so wird es recht eng um den eher schwach Sportplatz am Weiher - Intro Fulda ausgebauten Sportplatz am Weiher. Auf den jeweiligen Längsseiten haben sich kleine Fanblocks der jeweiligen Teams eingefunden und die Fuldaer liefern zunächst mal ein Intro mit Schwenkfahnen und einigen Pyros, was angesichts einer ungehört verhallenden Durchsage des Stadionsprechers, der sich derartiges schon vor dem Auflaufen der Mannschaften verbittet, nicht völlig unerwartet ist. Support per Sprechchor gibt es sporadisch, aber insgesamt bleibt es während des Spiels schon eher leise, so daß sich die wahre Verteilung der Sympathien vor allem bei den Toren zeigt. Und hier gibt es dann doch eine Überraschung: obwohl gemessen an sichtbaren Fanartikeln und Farben eine scheinbare Überzahl an Fulda-Fans auszumachen ist, ist es doch der Führungstreffer der Hausherren, der von der Mehrzahl der Zuschauer bejubelt wird. Alles in allem muß man wohl sagen, daß man sicherlich schon stimmungsvollere Derbies gesehen hat als das am heutigen Tag, daß es aber mit Sicherheit eine der besten Gelegenheiten zu einem Besuch in Flieden ist, wenn ein Spiel gegen Borussia Fulda ansteht.

Im Gegensatz zum Königreichstadion, das immerhin über eine kleine Tribüne verfügt, handelt es sich beim Sportplatz Sportplatz am Weiher - Intro Flieden am Weiher wirklich um nicht viel mehr als das, was der Name suggeriert, nämlich einen kaum ausgebauten Sportplatz. Nur auf einer Längsseite finden sich ein paar Stufen, die immerhin so hoch sind, daß hier sicherlich alle gut sehen können. Um den Rest der Anlage ist nicht mehr als ebenerdiges Stehen angesagt, wobei sich hinter dem einen Tor noch die Vereinskneipe findet, in der heute vor allem bei Halbzeit ein ziemliches Gedränge herrscht und in der es übrigens an einem separaten Verkaufsstand gegenüber der Theke Insider-Aussagen zufolge den besten Kuchen der Oberliga Hessen zu kaufen gibt. Ansonsten handelt es sich bei der Anlage um einen reinen Fußballplatz, über den man zumindest positiv bemerken muß, daß man als Zuschauer recht dicht am Geschehen ist. Damit hat es sich freilich mit den Vorzügen, denn nicht nur Sitzplätze oder Überdachungen fehlen hier, auch eine Anzeigetafel ist nicht vorhanden und ebensowenig ein Flutlicht. Immerhin gibt es in unmittelbarer Nachbarschaft wirklich einen kleinen Teich, der den Namen des Sportplatzes als durchaus folgerichtig erscheinen läßt. Ob er ein der Oberliga angemessener Spielort ist, mag bezweifelt werden, freilich sind vergleichbare Anlagen in den Oberligen nicht so selten und besonders auch in Hessen prägen sie eher das Bild als daß sie die Ausnahme darstellen würden.


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