Besiktas Istanbul vs. Chelsea FC 0:2
Besiktas

Besiktas Istanbul
vs.
Chelsea FC 0:2

Chelsea FC




UEFA
Ergebnisübersicht



Letztes Spiel: SV Buchonia Flieden vs. Borussia Fulda 09.12.2003, Arena AufSchalke, UEFA Champions League
Nächstes Spiel:  AC Pro Sesto vs. AC Meda

Ticket
55000 Zuschauer

Nach wiederholten Bombenanschlägen in Istanbul - von Islamisten zumeist gegen englische und amerikanische Einrichtungen begangen - Arena AufSchalke - Besiktas-Fans lehnt die UEFA die Ausrichtung von Europapokalspielen in der Großstadt bis auf weiteres ab, so daß jetzt die Mitgleider zweier UEFA-Landesverbände, neben der Türkei ist noch Israel betroffen, gezwungen sind, ihre Heimspiele im Exil auszurichten. Wie schon in der letzten Woche, als Galatasaray das Spiel gegen Juventus Turin im Westfalenstadion Dortmund austrug, weicht am heutigen Tag mit dem Besiktas SK ein türkischer Verein nach Deutschland aus, weil man hier aufgrund eines nennenswerten Anteils von türkischen Staatsbürgern an der Wohnbevölkerung mit guter Resonanz rechnen darf. Knapp 2 Millionen Türkinnen und Türken leben in Deutschland, was somit einen Anteil von ca. 2,5 % der in Deutschland lebenden Menschen ausmacht. Das ist zwar ein verschwindend geringer Anteil, doch um ein paar Fußballstadien zu füllen, sollte es gerade auch aufgrund der Begeisterung für diesen Sport doch wohl ausreichen! Das heutige Treffen mit dem Chelsea FC ist durchaus brisant, zumal es bei Treffen türkischer und englischer Teams in den letzten Jahren wiederholt zu gewalttätigen Auseinandersetzungen zwischen den Fangruppen gekommen war und auch sportlich geht es zumindest für Besiktas um einiges, können die Adler doch je nach Ausgang der beiden Partien ihrer Gruppe noch die Qualifikation für's Achtelfinale der Champions League schaffen oder demnächst im UEFA-Cup ihr Glück versuchen.

Obwohl - oder gerade weil - die Partie für die Londoner nahezu bedeutungslos ist, sind sie es, die schnell das Kommando Arena AufSchalke - Toilettenpapier gibt's hier genug! übernehmen und den Besiktas JK immer wieder mal in Verlegenheit bringen, auch wenn die Schwarz-Weißen sichtlich bemüht sind, die Partie unter Kontrolle zu kriegen und zu Toren zu kommen. Bis zur Pause bleibt die Partie torlos, wobei es immerhin eine große Chance für die "Hausherren" gegeben hat, die aber insgesamt nur wenig gegen Chelsea ausrichten können, dem vor allem das Mittelfeld gehört, wo die meisten Angriffe von Besiktas bereits unterbunden werden. Auch im zweiten Abschnitt bleiben die Engländer das bessere Team und so läuft die Partie am Ende dann endgültig völlig entgegen der Hoffnungen der überwiegenden Mehrzahl der Zuschauer, als das Team von der Stamford Bridge zunächst eine gute Viertelstunde vor Schluß in Führung geht und zehn Minuten später diese Führung sogar noch absichert. Am Ende steht Besiktas mit leeren Händen da und ein spätes Tor in der anderen Partie macht es noch schlimmer für die Adler - in der Nachspielzeit hat Sparta Prag noch 1:0 gegen Lazio SS gewonnen und so die Europapokalsaison für die Italiener ganz und für den Besiktas SK zumindest innerhalb der Champions League beendet, der bei einem unentschiedenen Ausgang in Tschechien in der Königsklasse geblieben wäre.

Gut 50000 türkische Fans sorgen in der Arena AufSchalke für südländische Stimmung, während die gerade mal 400 Arena AufSchalke - Regenschirme in der Halle in eine Ecke gedrängten Anhänger der Londoner dazu verständlich aus rein zahlenmäßiger Unterlegenheit wenig beitragen können. Bei guten Szenen für Besiktas - und als gute Szene wird häufig alleine der Ballbesitz für das Team empfunden - wird der Jubel zeitweise sehr laut, geradezu ohrenbetäubend jedoch ist das Pfeifkonzert, das vor allem zu Beginn der Partie jede Aktion von Chelsea begleitet. Im zweiten Abschnitt wird es dann nach und nach leiser und nach dem 0:2 verlassen die türkischen Fans scharenweise die Arena - wenige Minuten nach Abpfiff ist kaum noch jemand davon zu sehen. Zwischendurch gab es allerings von ihnen immer mal wieder bengalische Feuer zu sehen, die belegen, daß die Kontrollen an den Eingängen zur Halle doch bei weitem nicht so gründlich waren wie es den Anschein hatte und die dazu führen, daß immer mal wieder die Polizei in den Zuschauerbereich einrückt und auch den einen oder anderen Fußballanhänger festnimmt. Bei Halbzeit sorgen die Fans durch das Werfen von zahlreichen Klopapierrollen - die sind wohl nicht von zu Hause mitgebracht, sondern stammen aus den offensichtlich überdimensionierten Beständen der Arena-Toiletten - für einen gut zehn Minuten verspäteten Anpfiff des zweiten Abschnitts. Insgesamt ist allerdings die Atmosphäre gegenüber dem, was letzte Woche in Dortmund von Galatasaray-Fans veranstaltet worden sein soll, eher lahm, dafür kommt es aber auch zu keinen nennenswerten Aggressionen - weder gegen Gegenstände noch gegen den englischen Fanblock. Auffällig ist übrigens, daß nicht nur Besiktas-Farben bei den türkischen Fußballfreundinnen und Freunden zu sehen sind. Auch die Farben der eigentlich verhaßten Lokalrivalen Fenerbahce und Galatasaray sind vertreten - bei internationalen Spielen supportet man offensichtlich Hand in Hand -, so wie auch Fanartikel von nicht in Istanbul stationierten türkischen Mannschaften zu sehen sind, so zum Beispiel vom osttürkischen Trabzonspor.



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