Africa Cup of Nations 2008 - Eine Woche in Ghana

Diary of some Groundhopping
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Teil 1
Teil 3

Aufbruch nach Takoradi

Am nächsten Tag soll es früh losgehen, da man die Straßenverhältnisse außerhalb der Hauptstadt noch so gar nicht einschätzen kann Aussicht aus dem Tro-Tround so ist das Frühstück für 6:30 Uhr vereinbart und danach soll es per Hotelfahrzeug direkt zum Abfahrtspunkt der Tro-Tros gehen. Soweit die Theorie, denn schon die Frage "Sollen wir jetzt Frühstück machen?", mit der man um 6:30 begrüßt wird, paßt nicht so ganz zur Planung und nachdem man das Frühstück dennoch abgewartet und zu sich genommen hat - erstens ist es sehr gut und zweitens hat man ja sehr großzügig geplant - muß erst mal der Fahrer organisiert werden. So ist es schließlich 9 Uhr, bis man in Accra Central am Tro-Tro-Stand eintrifft, dort geht es aber sehr schnell, da einer der Minibusse fast voll ist und direkt losfährt, nachdem man sich darin niedergelassen hat. Der Preis für die ca 150 Kilometer im klimatisierten Bus liegt bei 6 GHC, dazu ist noch ein GHC für das eine übergroße Gepäckstück zu berappen, das Mitfahrer Gallendieter dabei hat.

Angekommen!

Die Fahrt gestaltet sich schließlich sehr kurzweilig und wird zum Teil in Unterhaltung mit ein paar nigerianischen Fans verbracht, Sekondi Sports Stadion, Haupteingangdie ebenfalls diese Art der Reise zum Spielort ihres Teams gewählt haben. Dazu kommt noch ein Engländer, der ebenfalls wegen des ACN unterwegs ist und zwei Ghanerinnen, die sich mit den Anhängern der Super Eagles das eine oder andere Wortgefecht dazu liefern, ob der Cup den nun in Ghana bliebe oder am Ende in Nigeria landen würde. Vier Stunden später ist man so in Sekondi angekommen, wo heute gespielt werden soll und da es sich dabei ebenso wie bei der Zwillingsstadt Takoradi um einen schmucklosen Industriestandort handeln soll, wird der Minibus in Stadionnähe und somit deutlich außerhalb der Kernstädte verlassen. Für das große Gepäckstück ist in der Tankstelle an der Kreuzung mit der Hauptstraße schnell ein Aufbewahrungsort gefunden und so kann es zu Fuß zum Stadion gehen.

Am Stadion

Das Stadion Sekondi erweist sich als etwa einen Kilometer Fußweg entfernt liegende Anlage, die wirklich völlig jenseits von allem Warten auf ein Schnäppchenliegt, so daß ein nigerianisches Zeltdorf, in dem "original Nigerian cuisine", aber auch Getränke und Fanartikel feilgeboten werden, die einzige Möglichkeit für einen sinnvollen Aufenhalt bietet. Dort läßt man es sich im Schatten gut gehen, gibt sich das eine oder andere Kalt- oder auch (sic!) Heißgetränk und beobachtet die örtliche Vögelschar, die in Form von Geiern und Elstern darauf wartet, daß irgenwelche Fleischabfälle entsorgt und zum Festschmaus für das anwesende Federvieh gemacht werden. Schließlich ist die Zeit gekommen, daß Stadion zu betreten, in dem am heutigen Tag die Spiele Elfenbeinküste gegen Nigeria (1:0) und Mali gegen Benin (ebenfalls 1:0) ausgetragen werden. Währenddessen versucht man schon ein- oder zweimal den Engländer Tom zu erreichen, in dessen Green Turtle Lodge man heute zu nächtigen gedenkt und der sich auch zum Spiel angesagt hat.

Toms Kindergarten

Bis zum Ende des zweiten Spiels schafft man es, sich per SMS mit Tom zu verabreden und zwar direkt am Ausgang des Blockes, in dem Green Turtle Lodgeer mit seinen Leuten, die als "ten white dudes" kaum zu übersehen sein sollten, das Spiel verfolgt haben, und tatsächlich klappt es dann auch mit dem Treffen. Toms Freunde erweisen sich als bunte Mischung aus Lodge-Gästen und Europäern, die (vorübergehend oder dauerhaft) in Ghana leben und die Gruppe besteht weder nur aus Dudes noch sind alle white, aber auf jeden Fall ist man aufgeschlossen, zum Teil etwas kindisch, versoffen und ausdauernd, was dazu führt, daß die drei Fußballtouristen dann doch irgendwann lieber ohne den Rest der Baggage per Taxi Richtung Lodge aufbrechen, während sich die anderen noch einen trinken wollen. Zuvor hat man sich aber natürlich vor allem noch mit den Fußballfans der Gruppe unterhalten und dabei von favourite Teams wie IFK Göteborg (ja, von einem Schweden), Peterborough United (Tom höchstpersönlich) und Manchester City gehört, wobei es sich der Man-City-Fan nicht nehmen läßt, einem einen Schmatz auf die Wange zu drücken, nachdem er erfahren hat, daß man seinen Lieblingsclub an der Maine Roade hat spielen sehen.

Green Turtle Lodge

Als sich das Durchhaltevermögen der beiden Gruppen doch als recht unterschiedlich erwiesen hat - was nicht zuletzt daran liegt, daß Green Turtle Lodge für uns Fußballtouristen um 6 Uhr schon wieder der Wecker klingeln wird -, geht es zur Lodge und es zeigt sich, daß Tom seine Gründe hatte, ursprünglich zu empfehlen, lieber was in einer der Städte zu suchen, denn die Strecke erweist sich als über weite Strecken nicht befestigt, so daß die Bewältigung der 30 Kilometer eine einstündige Angelegenheit wird. Belohnt wird man allerdings von einem idyllischen Fleckchen Erde, wo man direkt am Strand in einfachen Holzhütten nächtigt und zum Klang des Meeresrauschens einschlafen kann. Strom gibt es auch - in Form von Solarenergie -, aber Klimaanlagen oder dergleichen gehören natürlich nicht zur Ausstattung, dafür ist jedes Bett mit eigenem Mosquito-Netz versehen (angesichts der so gut wie fehlenden Mücken allerings eher überflüssigerweise) und Almut und ich teilen die Hütte noch mit einer fetten braunen Eidechse, die sich zunächst in der Dusche ausgebreitet hat, aber offensichtlich keine große Freundin von Spritzwasser ist und sich schließlich ein neues trockenes Plätzchen sucht.

Jetzt geht's nach Kumasi!

Nach einer viel zu kurzen Nacht bleibt noch Zeit, schnell die Beine ins Wasser zu stecken und ein paar Fotos zu machen, dann muß man Green Turtle Lodgeden gastlichen Platz, wo man sich gut länger hätte aufhalten können, bereits wieder verlassen und mit dem Taxi, das man sich für diese Zeit zurück bestellt hat, nach Takoradi kutschieren lassen, wo es in den Minibus zum heutigen Spielort gehen soll, der mit etwa 1,5 Millionen Einwohnern zweitgrößten Stadt des Landes. Der heutige Minibus, der uns die gut 250 Kilometer ins Landesinnere bringen soll, ist technisch nicht ganz auf dem Standard des gestrigen Vehikels und zusätzlich deutlich dichter mit Leuten zugepfropft, so daß die Fahrt nicht ganz so bequem ist wie am Vortag. Kurz vor Kumasi gibt es plötzlich einen größeren Aufstand. Der Minibus hält an, ebenso der Reisebus, der kurz zuvor auf der Spur neben uns gefahren ist, aus letzterem springen einige Leute und schon startet das Geschrei. Irgendwie ist klar, daß sich die Fahrzeuge berührt haben müssen und jetzt die Schuldfrage diskutiert werden soll, wobei jeder Passagier offensichtlich unerbittlich auf der Seite des eigenen Busfahrers steht. Nach einigen Minuten scheint das dann auch soweit geschehen zu sein, aber der Bus fährt schließlich in Kumasi direkt auf eine Polizeistation. Wir sollen als Zeugen aussagen, so erfahren wir von anderen Fahrgästen, aber da erstens auf dem Weg schon andere Mitfahrer ausgestiegen sind, wir zweitens sowieso nichts von dem Vorfall mitbekommen haben und drittens der Spieltermin nahe rückt, entscheiden wir uns, lieber zur Hautpstraße zu gehen und ein Taxi zum Stadion zu nehmen, was auch niemanden wirklich interessiert.

Kumasi

Am Spielort angekommen wird zunächst mal eine Unterbringung für die Tasche gesucht und auch schnell gefunden, als die Betreiberin Baba Yara Sports Stadium,  Kumasi, eines Verkaufsstands an der Straße das Gepäckstück in ihre Wohnung verfrachtet und von uns mit 2 GHC dafür entlohnt wird. So geht es dann direkt ins Stadion und man muß wohl sagen, daß hier abermals gilt, daß man ein paar Stunden mehr für die Stadt hätte zur Verfügung haben sollen, um noch etwas mehr anzusehen oder mal auf einen der bekannten Märkte zu gehen. Offensichtlich war auch diesbezüglich die Übernachtung in der Green Turtle Lodge taktisch unklug, die uns sicher drei bis vier Stunden gekostet hat und so sagt man die dort für in vier Teagen geplante zweite Übernachtung ab und reseviert vielmehr telefonisch was im deutlich günstiger gelegenen Cape Coast. Heute jedenfalls geht es nach den Spielen Ägypten gegen Kamerun und Zambia gegen Sudan ins deutlich beste - aber mit 80 US$ pro Doppelzimmer auch teuerste - Hotel der ganzen Tour. Hier ist auch die ganze andere Groundhoppergesellschaft - oder zumindest der Großteil davon - abgestiegen und so sitzt man noch auf ein Gläschen an der Hotelbar zusammen, bevor die einen früher (Almut und ich zum Beispiel) und die anderen später (es soll sich noch bis 5 Uhr hingezogen haben) in die Falle verschwinden.

Die größte Teilstrecke zu Land

Um sieben Uhr geht es weiter - was vor allem der Später-Fraktion von gestern noch ein paar Schmerzen bereiten soll - und jetzt steht Typische Großstadtstraße (Tamale)die größte Strecke über Land an, für die wir uns einem der Neunerbusse anschließen können, da sich drei der dortigen Mitfahrer die Tour nach Tamale nicht zumuten wollen, sondern am heutigen Tag ab Accra heimfliegen werden. Nachdem es in der Anfangsphase die eine oder andere Verzögerung gibt - vor allem Baustellen mit einspuriger Streckenführung - kommen langsam erste Bedenken auf, ob man das überhaupt schaffen wird und vor allem der ohnehin nicht für seine Geduld und Zuversicht bekannte Businsasse Ralf Sch. hat die Partie nach eigenem Bekunden bereits abgehakt. Danach geht es dann aber doch recht zügig voran - unter anderem kommt man über die beiden Quellflüsse des Volta - und gegen 15 Uhr wird man von den anderen, die per Nachtfahrt sofort nach dem Abpfiff der heutigen Partie zurück nach Accra wollen, am Saam-Hotel abgesetzt, in dem ein anderer Mitfahrer über einen Kontakt vor Ort doch noch vorab ein Zimmer reserviert hat.

Saam oder Las?

Diese Art der Buchung hat natürlich was von stiller Post und tatsächlich hat man im Saam-Hotel weder von uns jemals etwas gehört noch Große Moscheevon Mr. Frank, der die Buchung veranlaßt haben soll. Nach viel Hin und Her entschließen sich die Leute vom Hotel dann aber doch, uns nicht hängen zu lassen, sondern viel mehr andere Herbergen abzutelefonieren, um dort nach freien Kapazitäten zu fragen. Das hat dann auch Ruckzuck Erfolg und die neue Adresse - das Las-Hotel - ist uns schon bei der Anfahrt in der gleichen Straße aufgefallen, so daß das Problem schnell aus der Welt ist. Die Zimmer sind eher einfach, aber sogar mit Dusche/WC (wie überall nur in kalt zu haben) und Klimaanlage ausgestattet - was will man mehr? Eine Cafébar natürlich und die ist zwar nicht zum Hotel zugehörig, aber über einen eigenen Eingang separat betretbar im gleichen Gebäude untergebracht.

Tamale als Stadt

Tamale ist mit gut 400000 Einwohnern ebenfalls eine Großstadt, wobei hier im Gegensatz zum überwiegend christlichen Süden Moslems in der Mehrheit sind Große Moschee(zu über 80 %). Insgesamt macht die Stadt den Eindruck, als könne sie sich nicht so recht entscheiden, ob sie tatsächlich eine Großstadt sein will oder ein afrikanisches Dorf, denn es gibt zahlreiche befestige Straßen und moderne Banken samt Geldautomaten, direkt daneben spielen dann aber wieder kleine Ziegen in der Sonne oder haben sich Schafe im Schatten eines Autos zur Ruhe gelegt. Insgesamt macht Tamale einen sehr authentisch afrikanischen Eindruck und wer nach Ghana kommt und es nicht besucht, hat definitiv etwas verpaßt. Mit einer großen Moschee im Stadtzentrum, deren umgebende Mauer mit arabischen Schriftzeichen durchbrochen ist (zu sicherlich religiösen Themen) hat die Stadt, in der die verschiedenen Stämme und Religionen wie überall im Land friedlich zusammenleben, auch eine größere Sehenswürdigkeit zu bieten. Außerdem gibt es hier einen Markt, der durchaus auch geschäftiges Treiben zu bieten hat und auf dem man sich ein wenig für den entgangenen Markt in Kumasi entschädigen kann - davor eins der allgegenwärtigen Plakate, auf denen die Folgen offensiver Fahrweise aufgelistet werden, um vor den häufigen Unfällen auf Ghanas Straßen zu warnen.

Tamale

Große Moschee in Tamale

Brunnen - Detail

Brunnen - Detail

Am Markt in Tamale

Info

Die Bilder in diesem Bericht sind aus Platzgründen nicht in den Absätzen zu finden, zu denen sie inhaltlich passen. Bei vielen Browsern sollte eine kleine Erklärung in einem Kasten angezeigt werden, wenn man mit dem Mauszeiger auf ein Bild geht, aber z. B. bei Firefox funktioniert das aus irgendeinem Grund nicht. Dann sollte es klappen, wenn man das Bild mit der rechten Maustaste anklickt und dann "Eigenschaften" oder ähnliches auswählt und den sogenannten "Alternativtext" beachtet.

Info

Hier gibt es einen alternativen Reisebericht zum ACN 2008 - einfach runterscrollen bis zum Beitrag vom 30.1.2008 19:09 Uhr.


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